Ein blauer Koffer auf Reise in einer Weltmetropole
Nach fünf Tagen in Sydney war es Zeit, das erste Mal das Hotel zu wechseln. Alles war gut vorbereitet und auf den feinen Gehsteigen war es einfach, selbst einen größeren Koffer leicht zu rollen. Ich bestieg den Bus und fuhr ein paar Stationen. Nach weniger als einer halben Stunde kam ich im neuen Hotel an und checkte ein. Zum Glück war mein Zimmer bereits fertig, und ich musste nicht warten. Das Hotel war viel schöner und relativ neu ausgestattet, bot gratis Wi-Fi und der Preis sogar eine Spur unter demjenigen des bisherigen Hauses angesiedelt.
Am Vortag war meine treue alte
Kamera nach geschätzten 40.000 Bildern leider eingegangen, und meine erste Aufgabe bestand nun darin, schnell einen geeigneten Ersatz zu finden. Nachdem ich mich im neuen Hotel akklimatisiert hatte, machte ich mich auf die Suche. Schnell wurde ich in einem nahen Einkaufszentrum fündig. Ich wollte wieder eine kleine handliche leichte Pocket-Kamera, wenn möglich von der gleichen Marke. Erst für meine nächste Reise plante ich, mich mit einer professionellen Ausrüstung auszustatten. Sofort ortete ich im Geschäft ein passendes Produkt, welches ich nach kurzer Erklärung des Verkäufers kaufte. Leider waren die Angestellten nicht so freundlich und gesprächig wie in Österreich üblich.
Sie erklärten alles nur einmal knapp und schnell, und wenn man die technischen Details nicht sofort mitbekam, hatte man Pech gehabt. Dann wandten sie sich meist ab und standen mitunter auf einem anderen Platz untätig herum. Ich hatte jedenfalls großes Glück, und auch alle technischen Anforderungen passten wie angegossen.
Nachdem der Kauf so gut funktioniert hatte, wollte ich nun Klarheit über die Situation bei den
Mietwägen herstellen. Es geisterten die unterschiedlichsten Informationen herum. In der
Williams Street keine zwanzig Minuten vom Hotel entfernt liegen die bedeutendsten Anbieter alle knapp nebeneinander. Ich besuchte eine Firma und ließ mir die Situation genau erklären. Man legte mir ein Anbot, welches schon besser war als jenes von der unverschämten ersten Firma, aber ich war noch nicht restlos zufrieden. In jedem Fall wusste ich aber nun, wie der Hase läuft in Australien. Ich wollte mir noch ein wenig Zeit lassen und an einem anderen Tag ein weiteres Unternehmen besuchen. Es war ein herrlicher sonniger Tag. Meine neue Kamera wurde gleich voll eingeweiht. Ich kam erneut an St. Mary´s Kathedrale vorbei, schoss Fotos vom Sydney Tower und ging über die George Street wieder in Richtung meines Hotels.
Queen Victoria Buildung in der George Street
Das imposante und schöne
Queen Victoria Building strahlte in der Sonne ganz anders als bei bedecktem Wetter.
Später stellte ich im Hotel fest, dass die neue Kamera, obwohl kleiner und leichter als meine alte, sogar bessere Fotos machte. Ich war sehr zufrieden mit diesem Tag.
Das erste Mal buchte ich am nächsten Morgen ein Frühstück im Hotel. Es präsentierte sich so mittelmäßig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die ganze Szenerie beim kleinen Buffet war einfach lieb- und einfallslos gestaltet. Es war das erste und gleichzeitig das letzte Mal, dass ich dieses Angebot in Anspruch nahm.
Der
Sydney Tower mitten im CBD ist die höchste Aussichtsplattform und mit 305 Metern das höchste Gebäude in Sydney. Oben am Turm gibt es neben der Plattform auf 251 Metern Höhe Restaurants und die Möglichkeit, auf dem Dach des Turms 268 Meter über den Straßen herum zu klettern („Skywalk“). Er steht auf dem
Centrepoint 100 Market Street, einem Einkaufszentrum, und ist nicht zu übersehen.
St. Mary´s Kathedrale vom Sydney Tower aus gesehen
Das Bauwerk hat ein Gesamtgewicht von 2.239 Tonnen und wird von 56 Stahlkabeln von je sieben Tonnen Gewicht gehalten. Ein großer Wassertank in einem der Stockwerke soll die Kräfte des Winds als Gegengewicht ausgleichen. Der Turm fasst maximal 960 Leute, die mit doppelstöckigen Hochgeschwindigkeitsaufzügen in vierzig Sekunden nach oben gebracht werden. Die Bauzeit betrug sechs Jahre und die Fertigstellung erfolgte im Jahr 1981. Von der Plattform aus lässt sich ein sagenhafter 360 Grad Rundblick genießen, der seinesgleichen sucht. An klaren Tagen kann man bis in die wunderschönen Blue Mountains im Westen sehen.
Mein Besuch war schon seit Tagen geplant, und ich wartete nur noch auf das passende Wetter. Am 14. Jänner war es dann soweit. Ich spazierte die paar Minuten bis in die Market Street 100, besorgte mir ein Ticket und ließ mich von einem der Aufzüge in die Höhe bringen. Am Eingang wurden allerlei interessante Informationen bereitgestellt. So hieß Sydney bei den ersten Siedlern noch „Albion“, nach dem alten Namen für Britain. Die erste europäische Siedlung in Australien entstand im Jänner 1788 als die
1. Flotte unter dem Kommando von
Kapitän Arthur Phillip in die
Botany Bay segelte.
Blick auf Darling Harbour vom Sydney Tower
Offiziell wurde Sydney als Stadt im Jahr 1842 gegründet und die Bewohner stammen heute aus 180 Nationen und sprechen 140 Sprachen. Es gibt 650 Vororte und die Metropole breitet sich siebzig Kilometer in den Westen, vierzig Kilometer in den Norden und sechzig Kilometer in den Süden aus. Der spektakuläre Hafen ist der größte Naturhafen der Welt. Die rund eine Million Ureinwohner Australiens setzen sich aus ca. 500 Stämmen zusammen und sprechen an die 250 Sprachen.
Die Besichtigung startete mit einem
4D-Erlebnis, einem kurzen 3D-Film aus der Vogelperspektive, der die Stadt, die Surfszene, den Hafen und die nähere Umgebung darstellte. Dann betrat ich die Plattform und begann meinen Rundgang. Wohin man auch immer blickte, es war atemberaubend und sensationell. Ausblicke von großer Höhe sind ohnehin eine Art Leidenschaft von mir. Das gesamte Stadtareal war einfach und leicht zu überblicken. Ich verschaffte mir eine Orientierung für zukünftige Bewegungen im Stadtgebiet. So würde ich immer wissen, an welchem Ort ich mich im Verhältnis zum CBD befand, einfach großartig und unvergesslich. Auf Monitoren wurden in verschiedenen Sprachen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten beschrieben und ihre Distanz angezeigt. Entfernungsangaben gab es nicht nur lokal, sondern auch regional und international.
Straßenschluchten an der George Street und Queen Victoria Building mit der Kuppel
Ich lernte, dass zum Beispiel Melbourne, wo ich ja hinreisen wollte, 713 Kilometer entfernt liegt, und die Blue Mountains 84 Kilometer. Nach fast zwei Stunden traf ich einen Österreicher und seine deutsche Frau auf der Plattform. Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Er hatte lange Zeit für einen internationalen Konzern in Indonesien gearbeitet und erzählte von seinen Erfahrungen. Es waren interessante Gespräche. Vom Turmerlebnis war ich total begeistert, der Tower war sein Geld mehr als wert gewesen. Ich hatte ab sofort einen wirklichen Überblick über die Weltstadt Sydney.
Abends traf ich wieder Daniel, der mir angeboten hatte, mit seinem Wagen zu fahren, den er zu einem Freund bringen wollte. Ich war zehn Monate nicht mehr Auto gefahren und musste mich ein wenig an den Linksverkehr und die Stadt gewöhnen. Wie sich bald zeigte, hatte ich das Fahren nicht verlernt. Ich war Daniel dankbar, dass er mir diese Möglichkeit geboten hatte, bevor ich meinen Mietwagen bestellte. Wir stellten den Wagen in einem Vorort bei einem Freund in der Garage ab und fuhren des Nachts mit dem Bus in die City zurück.
Erste eigene Autofahrt am 14. Jänner 2014 seit März 2013
Daniel hatte mir auch angeboten, eine knappe Woche in seiner angemieteten Wohnung in
Bondi Junction bleiben zu können, da die zweite Bewohnerin für diese Zeit ausgefallen war. Ich nahm sein Angebot gerne an und erkundigte mich nach den Verbindungen dorthin. Auch die quirlige ältere Dame, die ich im Informationszentrum bei meinem Ausflug nach Manly kennen gelernt hatte, bot mir Unterstützung an. Wir trafen uns in meiner Hotellobby und gingen zur nahen Central Station. Da ich mein gesamtes Gepäck über eine längere Strecke übersiedeln musste, war es notwendig, alle wesentlichen Punkte bezüglich Anreise nach Bondi Junction vorher zu klären. Es zeigte sich, dass die Station
Town Hall beim Queen Victoria Building die bessere Option für mich war. Ich checkte auch das Wechselgeld für den Fahrscheinautomaten, denn ich wollte zum gegebenen Zeitpunkt keinesfalls mit dreißig Kilogramm Gepäck irgendwelche unnötigen Dinge erledigen müssen. Gloria, so hieß die hilfsbereite Dame, führte mich danach zum
Darling Harbour, den ich ohnehin auch besuchen hatte wollen.
Diese Gegend an der
Cockle Bay direkt am Wasser unweit des CBD ist überaus beliebt und ein häufiger Treffpunkt zum Spazieren gehen, essen, shoppen, sich unterhalten lassen, sich weiterbilden und vieles mehr. Es handelt sich dabei um einen schönen Ort mit hohem Freizeit- und Unterhaltungscharakter, aber auch mit deutlich überzogenen Preisen. Der Name Darling Harbour stammt von einer echten Person, dem Gouverneur von New South Wales Ralph Darling (1825-1831). Die Hafenanlagen waren ursprünglich Teil des Hafens von Sydney, in denen Frachtschiffe be- und entladen worden waren. Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts begannen die Umbauarbeiten des Viertels. Es wurden eine Fußgängerzone, Freizeitangebote, Wohnungen und Shopping-Gelegenheiten geschaffen.
Von der Town Hall war es ein Katzensprung bis zum Darling Harbour. Innerhalb weniger Minuten kamen wir bei herrlichem Wetter dorthin. Die Gegend war sehr geschäftig, überall sah man Geschäftsleute und Angestellte in den diversen Lokalen beim Mittagstisch sitzen. Glorias erster Weg führte uns allerdings in den
Chinese Garden.
Drachenwand im Chinesischen Garten
Der Chinesische Garten in Sydney, der auch
Garten der Freundschaft genannt wird, ist ein Geschenk der chinesischen Partnerstadt
Guangzhou und liegt in unmittelbarer Nähe zur Chinatown. Der Garten wurde im Jahr 1988 eröffnet und ergänzt die reiche chinesische Kultur in Sydney. Er wurde wie ein typischer privater Garten der Ming Dynastie nach taoistischen Prinzipien gestaltet und kann von keinem Punkt aus komplett überblickt werden. Das kleine Juwel zeigt unter anderem eine Drachenwand, den „Klare Sicht“ Pavillon, den Wasserpavillon des Lotusdufts, den Zwillingspavillon, das Teehaus, Wasserfälle, kleine Seen, Wanderwege und eine reiche Pflanzenwelt. Der „Rock Forest“ erzählt basierend auf einem alten chinesischen Gedicht die Geschichte der jungfräulichen tanzenden Maid Ashima und des Gutsherrn. Die tragische Liebesgeschichte endet mit dem Ertrinken der schönen Ashima, deren Geist sich in einen ebenso schönen tanzenden Felsen verwandelt.
Chinesischer Garten in Darling Harbour
Der prächtige Garten bot in der prallen Mittagssonne zahlreiche Sitzgelegenheiten im Schatten, die wir gerne in Anspruch nahmen. Nach fast eineinhalb Stunden Entspannung verließen wir die herrliche Grünanlage wieder und wanderten vor zur Cockle Bay.
Am Darling Harbour findet man das Aquarium, die schöne Pyrmont Bridge, den Brunnen „Spiral Fountain“, das australische Schifffahrtsmuseum mit dem Kreuzer HMAS Vampire, der im Hafen vor Anker liegt, Sydney Wildlife World, das IMAX Theater, das Sydney Convention and Exhibition Centre, Speedboot-Fahrten und Cockle Bay Wharf. Wir spazierten langsam an der westlichen Seite des Kais bis zum
Cape Bowling Green Lighthouse aus dem Jahr 1874, das leider nicht zu besteigen war. Über die zeitlos schöne
Pyrmont Bridge gelangten wir auf die Ostseite, wo sich auch Madame Tussauds Sydney und der
Wildlife Sydney Zoo befinden.
Wir besuchten den Wildlife Zoo, wo ich eine Art Einschulung auf die australische Tierwelt erhielt. Rund achtzig Prozent aller australischen Arten können sonst nirgends auf der Welt gefunden werden.
Helm-Kasuar im Wildlife Zoo in Darling Harbour
Im Zoo befanden sich unter anderem Koalas, Kängurus, Rock-Wallabys (kleine Känguru-Art), diverse Igelarten, Beutelteufel (Tasmanischer Teufel, Tasmanian Devil), Wombats (Beutelmaus), diverse tödliche Schlangen, Krokodile, Vögel und viele weitere Tiere.
Rex das Riesenkrokodil ist über fünf Meter lang und eines der größten Krokodile der Welt. Gegen Entgelt konnte man Fotos mit den schlafenden an Bäumen hängenden Koalas machen lassen. Besonders auffallend durch seinen entsetzlichen Schrei war der
Tasmanische Teufel, ein aggressives kleineres Raubtier, das durch eine heimtückische Krankheit allerdings gefährdet ist. Die Krankheit breitet sich innerhalb der Population aus, wenn sich die Tiere bei der Nahrungs- oder Partnersuche gegenseitig attackieren und beißen. Ein weiterer tödlicher Geselle ist der riesige
Helm-Kasuar (Southern Cassowary), ein bis zu eineinhalb Meter großer und bis zu siebzig Kilogramm schwerer Vogel mit wunderschönem blauen Hals. Bei Bedrohungen jeglicher Art kann er sich mit seinen riesigen Klauen zur absolut tödlichen Gefahr entwickeln. Nach dem Rundgang durch die australische Tierwelt waren wir an diesem heißen Tag ziemlich erschöpft und hungrig. Als Abschluss gingen wir noch etwas essen, ehe sich unsere Wege wieder trennten.
Blue Mountains - Prince Henry Cliff Walk zu Leura Wasserfall
Der
Blue Mountains Nationalpark ist ein spektakuläres Sandsteinplateau mit Eukalyptuswäldern an der Ostseite der Great Dividing Range im australischen Bundesstaat New South Wales. Er liegt rund 80 Kilometer westlich von Sydney und erstreckt sich ca. 200 Kilometer in Nord-Süd Richtung, sowie ca. 80 Kilometer in West-Ost Richtung. Seine von Flüssen durchzogene Fläche beträgt 2470 Quadratkilometer. Der höchste Punkt des Parks ist der Mount Werong mit 1215 Metern, und den niedrigsten bildet der Nepean River mit 20 Metern. Der Name leitet sich aus der bläulichen von den Eukalyptusbäumen und deren ätherischen Ölen verursachten Lufttrübung ab. Gegründet wurde der Park im Jahr 1959 und im Jahr 2000 erhielt er einen erweiterten Schutzstatus als Teil der
Greater Blue Mountains World Heritage Area. Der Lake Warragamba, in den zwei der größten Flüsse des Parks münden, bildet die Haupttrinkwasserquelle für Sydney. Der
Great Western Highway, an dem eine Reihe von kleineren Ortschaften liegt, teilt den Nationalpark in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Im südlichen Teil befindet sich das
Jamison Valley mit der Felsformation der berühmten Three Sisters, die zum Pflichtprogramm jedes Besuchs gehören.
Three Sisters am Echo Point in den Blue Mountains
Keine hundert Meter von meinem Hotel entfernt wurde ich vom benachbarten Backpacker Hostel mit zwanzigminütiger Verspätung abgeholt. Das war ein wenig ärgerlich, wenn man so früh aufstehen musste und dann unnötig zu warten hatte. Ein großer fester, ein wenig ungepflegter Australier holte mich schlussendlich mit seinem Personentransporter ab. Da saßen schon einige Teilnehmer drinnen und die restlichen holten wir noch ab. Dann ging es relativ rasch auf den Great Western Highway in Richtung Westen. Ich war bisher meist nur in städtischem Gebiet gewesen und war schon sehr gespannt, wie es „draußen“ wohl ausschauen würde. Der Highway war breit und schön, so wie auch die Landschaft. Im Bus lernte ich schnell ein paar deutsche Mädchen kennen, und wir hatten eine angeregte Konversation. In
Glenbrook dem östlichen Tor zum Nationalpark hielten wir für einen kurzen Stopp, den ich gemeinsam mit einem der Mädchen für ein zweites kleines Frühstück nutzte. Gegen zehn Uhr vormittags erreichten wir das erste Ausflugsziel, den
Prince Henry Cliff Walk, der zum Leura Wasserfall führte. Am Ende einer Wanderung durch gemischtes Wald- und Buschland entlang eines Baches, der in kleinen Stufen ins Tal rann, kamen wir zu einem schönen Aussichtspunkt, vor dem sich Sandsteinformationen und die blau schimmernden Eukalyptuswälder ausbreiteten.
Blue Mountains - Dusche im Centennial Glen Reserve
Weiße Kakadus flogen immer wieder nahe an uns vorbei oder kreisten über den Wäldern. Ein mächtiger Wasserfall stürzte neben der Plattform in die Tiefe, doch er führte nur wenig Wasser. Das Land schien extrem trocken und es war heiß. Wir gingen zurück und standen am Weg auf einem neuen Beobachtungspunkt. Der Ausblick in die ruhige Naturwelt hatte etwas Erhabenes an sich. Die lautesten Geräusche kamen von den zahlreichen Vögeln.
Wir fuhren zur nächsten Station, dem
Centennial Glen Schutzgebiet. Ein Pfad im total trockenen Buschland führte in die Tiefe. Hier war es noch heißer als zuvor. Zwischenzeitlich bot sich ein phantastischer Ausblick auf eine im Tal liegende Tiefebene. Weiter unten betraten wir den Canyon, der dann im Nichts verschwand. An anderer Stelle sprühte eine kleine Wasserdusche in Form eines Wasserfalls aus den Felsen. Die Erlebnisse in der Natur gefielen mir sehr, doch unser Führer machte mir ein wenig zu viel Zeitdruck.
Blue Mountains - Lincoln´s Rock
Am
Point Pilcher unserer nächsten Station konnten wir einen Blick in die Wildnis wagen, wie es auf der Orientierungstafel hieß. Hier hatte man am Beginn des 19. Jahrhunderts auch die Lagerfeuer der Aborigines beobachten können. Eine kleine überdachte schattenspendende Raststation ermöglichte es uns, die mitgebrachten Lunchpakete zu essen. Leider hatte ein deutsches Mädchen am vorangegangenen Toilettenhalt ihr Mobiltelefon liegen lassen, was für ein wenig Unruhe beim Guide sorgte. Er musste mit ihr nochmals zurückfahren. Das Telefon war aber unglücklicherweise bereits weg.
Jetzt fuhren wir endlich zu den berühmten
Three Sisters am Echo Point, die in jedem Prospekt über die Blue Mountains abgebildet waren. Während Vera, die das Telefon verloren hatte, bei der Polizei Anzeige machte, brachte uns der Bus zur Plattform des Echo Points. Allzu viel Zeit ließ er uns nicht, um die bekannte Stelle zu besichtigen. Auf zwei Ebenen konnte man in das Jamison Valley blicken und auf die östlichen Ausläufer des Tals mit den Sandsteinklippen des King Tablelands. Die „Drei Schwestern“ lagen direkt links vor mir und der Zahn der Zeit hatte der Formation schon ein wenig zugesetzt. Ursprünglich waren es sogar vier „Schwestern“ gewesen, doch eine hatte bereits das Zeitliche gesegnet. Ich sah noch ins weiter entfernt liegende
Kedumba Valley und auf eine Reihe von Bergen, die sich aber nur eher flach abhoben.
Aussicht vom Lincoln´s Rock auf die Blauen Berge
Von der Kante des Aussichtspunkts, den im Februar 1954 auch die englische Königin Elizabeth II besucht hatte, ging es dramatisch in die Tiefe. Sich in den Tiefen dieses Tals bei schlechter Ausrüstung und mangelnder Ortskenntnis zu verlaufen, könnte im schlimmsten Fall einer Art Todesurteil gleichkommen. Man hatte mich bereits mehrfach gewarnt, mich alleine in die Wildnis dieses Kontinents aufzumachen. Das hatte ich ja gar nicht vor und stieg wieder in den wartenden Bus ein.
Ein letzter Höhepunkt war das imposante Felsplateau des
Lincoln Rock, das ebenfalls einen gewaltigen Ausblick auf die wilde Naturlandschaft erlaubte. Das ungesicherte Gelände war prädestiniert für gewagte Fotoaufnahmen, da es nach der Kante ordentlich hinunter ging. Manche Teilnehmer trauten sich wahrlich einiges zu, aber es passierte nichts. Am Abhang lag ein verrostetes Autowrack, das offenbar verrückte Jugendliche einmal hier versenkt hatten. Die blaue Farbe der Berge war von dieser Stelle aus besonders deutlich wahrzunehmen. Bedauerlicherweise drängte der Guide auf die Rückfahrt. Da wäre noch viel mehr zu sehen gewesen. Ich beschloss, zu einem späteren Zeitpunkt mit meinem Mietwagen nochmals hierherzufahren.
Am Weg zur Autovermietung in die Williams Street in Sydney
Australien und Sydney hielten mich auf Trab. Nach dem Frühstück ging ich erneut in die Williams Street, wo sich die Autovermieter tummeln, um bei einem anderen Unternehmen, das mir empfohlen wurde, ein Anbot einzuholen. Ich besaß jetzt eine erste Übersicht und konnte vergleichen. Die Dame am Schalter war sehr freundlich und erklärte mir alles genau. Es gab eine Variante mit
„Zero Liability“, was hieß, dass die Versicherung alles abdeckte, bis auf Unterbodenzerstörung oder Schäden am Dach zum Beispiel durch direkt aufs Blech geschnallte Surfboards. Sollte also das Auto gestohlen werden, hätte ich nichts mehr zu bezahlen. Die Preise lagen unter dem ersten Anbot, wo es diese Variante überhaupt nicht gegeben hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass die Schulferien Ende Jänner in Australien zu Ende gingen, und eine Menge Fahrzeuge zurück gebracht wurden. Ich konnte mir auch den Wagenpark anschauen und ein passendes Modell für mich bestimmen. Das klang alles sehr gut. Bei Online-Buchung gab es sogar noch einen Extra-Rabatt.
ANZAC Memorial im Hyde Park in Sydney
Am Rückweg machte ich einen kurzen Abstecher in eine Konditorei und ging durch den sonnengefluteten Hyde Park vorbei am
Anzac Memorial zurück in mein Hotel. Es wartete eine Menge Büroarbeit auf mich, da es mein letzter Tag im Hotel war, wo das Internet klaglos funktionierte. Leider schaffte ich es nicht, den Mietwagen online zu buchen. Die Website schien mir unübersichtlich und mit manchen Fachausdrücken kam ich auf Englisch nicht ganz klar. Da war mir das Risiko eines Fehlers einfach zu groß. Daher beschloss ich spontan, nochmals zur Firma zu gehen mit meinem Computer und um Unterstützung bei der Buchung anzufragen. Gesagt, getan. Keine halbe Stunde später war ich wieder bei der Mietwagenfirma und ein anderer freundlicher Mitarbeiter erledigte die Online-Buchung auf dem Büro-PC für mich. So einfach konnte es gehen. Ich musste nicht einmal bezahlen, denn es war nur eine unverbindliche Reservierung für mich, allerdings bindend für das Unternehmen. Manchmal gab es auch positive Überraschungen auf meiner Reise durch die Welt. Damit war mein Plansoll für diesen Tag mehr als erfüllt, und ich konnte entspannt etwas essen gehen. Am Abend musste ich nur noch meinen Koffer für den Umzug in die Wohnung in Bondi Junction packen und konnte beruhigt schlafen gehen.